Solo - Woman of War

"Ein machtvolles und provozierendes Kurzstück, das mit realen und fiktiven Vorstellungen spielt und ein mutiger Kampf gegen tiefgreifende Erinnerungen und die Sehnsucht nach innerem Frieden und Freiheit ist."

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"Im Rahmen des Festivals Heimspiel in der Dampfzentrale findet Cynthia Gonzalez einen außersprachlichen Ausdruck für ihre Familiengeschichte [...] Ein fahler Lichtschein bricht das Dunkel auf, aus der hintersten Ecke kriecht ein Frauenkörper auf die Bühne. Er gehört der bolivianischen Tänzerin und Choreographin Cynthia Gonzalez, die in ihrem halbstündigen Tanzstück "Woman of War" einem düsteren Kapitel ihres Lebens Ausdruck verleiht.“Der kleine Bund, Lena Rittmeyer

Cynthia Gonzalez
Leonie Stein
30 Minuten
Tobias Herzz Hallbauer
Petra Waldinsperger
Cynthia Gonzalez

«Woman of War» ist ein machtvolles und provozierendes Kurzstück, das mit realen und fiktiven Vorstellungen spielt. Cynthia Gonzalez bezieht die Inspiration aus der Realität zentral- und südamerikanischer Frauen, die sich gegen Diktatoren wie Banzer in Bolvien, Pinochet in Chile oder Rafael Leonidas Trujillo in der Dominikanischen Republik aufgelehnt haben. Sie haben in Gefängnissen Folter erlebt und am Ende haben viele im Kampf um ihre Ideale und Vorstellungen von Demokratie und Frieden ihr Leben verloren. Sie führten diesen Kampf aus Sehnsucht nach innerem Frieden und Freiheit. In «Woman of War» wird geschichtliche Realität mit fiktiven Bildern gemischt. Dabei entsteht eine neue Wirklichkeit, eine getanzte Geschichte. Dieses Stück ist inspiriert von meiner eigenen Familiengeschichte und von Erinnerungen einer Kindheit, die geprägt war von Angst, Kummer und Flucht zu Zeiten schwieriger politischer Unruhen in Bolivien. Dieses Stück ist all den Menschen und Freunden meiner Familie aus Bolivien, Chile und der Dominikanischen Republik gewidmet, zu denen wir heute noch Kontakt haben und die auch Schlimmes erlebt haben, die Gefangenschaft und Folter überlebten. Es ist für die Menschen in Guantanamo und für alle, die Ungeheures durchgemacht haben und noch heute durchmachen müssen. Es ist für die Menschenwürde, für die Hoffung und den Glauben an eine Welt, in der es kein Folter mehr gibt....


Die ganze Handlung passiert auf der nackten Bühne. Der Bühnenraum ist durch das Lichtspiel geteilt in zwei imaginäre, voneinander getrennte Räume. Die Bühne ist dunkel. Langsam kommt das seltsame und zerissene Bild eines Frauenkörpers in Erscheinung, die als Gefangene oder Flüchtende zu erkennen ist. Mit choreographischen Mitteln, Regieeffekten und einer Sound-Collage sieht man, dass diese Frau schon lange auf der Flucht ist. Mit langsamen, abweichenden und fragmentierten aber auch aggressiven und dynamischen Bewegungen werden dunkle und geheimnissvolle Bilder der Erinnerungen dieser Frau tänzerisch dargestellt. Ein Teil dieser Bilder findet in einem imaginären Raum statt; ein anderer Teil in einem vom Licht abgegrenzten Gefängnisszimmer, in dem ein Plastikstuhl zu sehen ist. Eine emotionale Reise der verschiedenen Zustände dieser gefangenen Frau wird durch verschiedene Szenen (Bilder) werden beleuchtet, nach den verschiedenen Befragungen, Untersuchungen und Alpträumen, die sie auf der Bühne durchmacht. In jeder neuen Szene findet eine Auseinandersetzung mit den Emotionen der Frau statt. Die Emotionen und Erinnerungen der Gefangenen sollen als etwas Wahres, in der Vergangenheit der Frau Erlebtes oder auch Imaginäres interpretiert werden können, wovon sie wieder in der Gegenwart heimgesucht wird – in ihrer Zelle (mit Hilfe von Regiemitteln, Musik und Lichtdesign). Die Musik spielt eine essenzielle Rolle, da sie die Handlungen auf der Bühne trägt, unterstützt und ein musikalisches Leitmotiv sowie eine Verbindung schafft, die für die gesamte Inszenierung notwendig ist. Es sind die harten, zarten, zerissenen und hoffnungsvollen Bilder in jeder Szene in Form von Klängen, Geräuschen, Stimmen und Sound-Collagen, welche die Musik erzeugen. Immer wieder werden während des Bühnengeschehens plötzliche Geräusche und Stimmen der Vergangenheit erzeugt, die in musikalischen Brüchen zu hören sind und sich plötzlich auch wieder auflösen. Hierdurch entsteht auch der Grund für die Unruhe der Frau in einer bestimmten Szene. Das Licht spielt eine wichtige Rolle, um das gesamte Ereignis auf der Bühne atmosphärisch zu begleiten, den Raum und seine zellenartigen, engen und kühlen Beschränkungen zu gestalten und dem Körper die notwendigen Schattierungen und Konturen zu verleihen. Der Raum – die Zelle – der durch das Lichtdesign begrenzt und eingeengt wird, wird ebenso mit Licht ausgefüllt.

Unterstützt von der Stadt Bern - Abteilung Kulturelles, Kanton Bern - Amt für Kultur, Burgergemeinde Bern. Dieses Werk wurde auf mehreren internationalen Festivals gezeigt, unter anderem auf dem euro-scene Leipzig, Festival Zeitgenössischen Europäischen Theaters 2010, Lange Nacht des Tanzes (ausgewählter Gewinner des Wettbewerbs „Das beste Deutsche Tanzsolo“).